Invercargill, Te Anau, 9./10. Januar 2020
Am nächsten Morgen habe ich in Invercargill nur beim Durchfahren ein paar Fotos geschossen, dann ging es auf der Southern Scenic Route weiter Richtung Te Anau.
Auf dem Weg haben wir für ein Foto in Riverton und einem weiteren wilden Lookout am Meer angehalten.
Dann sind wir weitergefahren bis Clifden. In einem der Heftchen stand, es gäbe dort eine Höhle in den Limestones, die man auf eigene Faust mit medium Fitnesslevel erkunden kann. Wir wollten mal schauen, wie das aussieht und ob das was ist.
Dort angekommen sprang Noah so schnell voraus, dass Chris und ich kaum Zeit hatten, auf das aufgestellte Schild zu schauen, wenn wir ihn nicht verlieren wollten. Ein schneller Blick zeigte, dass die Höhle drei Eingänge hat, zwei kurz hintereinander und der dritte nach einem ganzen Stück am Ende.
Der Eingang war unscheinbar. Noah war schon drin. Am Eingang lagen zwei Helme, die Chris und ich aufgesetzt haben. Noah ging ohne. Nach höchstens 50m schrumpfte der Durchgang auf weniger als einen Meter Höhe. Da fing Chris schon an zu zögern und ich habe mir dauernd den geschützten Kopf angestoßen. Aber Noah war nicht zu stoppen. Ein paar Meter weiter war zuerst nicht zu erkennen, wo es weitergeht. Der Durchschlupf war sehr eng und ging deutlich nach unten. Ein junges, zierliches Mädchen mit Stirnlampe kam hinter uns und suchte auch, wo es weitergeht. Chris und ich bekamen Zweifel, dass wir durchpassen. Wir hatten auch beide nicht wirklich Lust, im Dreck zu kriechen. Das Mädchen wollte aber unbedingt weiter. Ich habe zu ihr gesagt, dass auf dem Schild gewarnt wurde, nicht allein zu gehen. Also hat sie Noah gefragt, ob er sie begleitet. Chris war dagegen, ich aber dafür. Ich habe Noah einfach das Abenteuer gegönnt. Wir haben ihm noch gesagt, dass er am 2. Eingang warten soll, damit wir vielleicht wieder dazustoßen. Das Mädchen war wahrscheinlich Mitte 20 und wirkte auf mich irgendwie kompetent. Und Noah ließ sich auch gar nicht stoppen, sondern war kurz darauf verschwunden.
Wir sind also raus und haben uns nochmal die Karte angeschaut, um eine Vorstellung zu bekommen, wo der 2. Eingang ist. Dafür mussten wir über Schafweiden und Gattertore öffnen und schließen. Am 2. Eingang bin ich in die Höhle reingegrabbelt. Von Noah keine Spur und auf Rufen hat er auch nicht reagiert. Da der Eingang so verschachtelt war, hat er wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass er ihn bereits passiert hat. Der Weg war so eng, dass ich nicht versucht habe weiter reinzukommen. Chris hat sowieso schon gestreikt. Also sind wir weiter zum 3. Eingang. Mittlerweile haben wir auf der Karte gelesen, dass der Weg vom 1. zum 3. Eingang 40 Minuten dauert.
Beim 3. Eingang angekommen bin ich erneut reingekrabbelt. Hier war die Höhle sehr hoch. Aber der weitere Weg stand deutlich unter Wasser. Man konnte aber auf verteilten Steinen tiefer rein. Da ich ja eh auf Noah warten musste, habe ich die Taschenlampe ausgemacht und gehofft die angekündigten Glühwürmchen zu sehen. Leider hat sich keines blicken lassen. Nach circa einer Minute wurde es mir zu gruselig und ich habe das Licht wieder angeschaltet. Von Noah immer noch keine Spur, auf Rufen auch keine Reaktion.
Chris hatte sich schon Sorgen um mich gemacht. Wir verabredeten, dass ich an diesem Eingang bleibe und er zum Anfang zurückgeht, um Noahs Rückkehr abzuwarten. Mittlerweile war es uns beiden ganz anders. Es dauerte noch mindestens weitere 20 Minuten, bis Chris plötzlich winkend an der Straße stand. Noah war am 1. Eingang wieder aufgetaucht. Der Gang war wohl kurz vor Ende so geflutet, dass man nicht weiterkam. Deshalb mussten sie den ganzen Weg wieder zurück. Aber sie haben tatsächlich Glühwürmchen gesehen. Das Mädchen – mittlerweile wissen wir, dass sie Maya heißt, Israelin ist und bei der Army war – hatte Spaß. Noah grundsätzlich auch, aber er war auch froh, endlich wieder raus zu sein. Und Chris und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Nach so viel Adrenalin hatten wir alle einen Bärenhunger. Leider gab es die nächsten 90km keinen Supermarkt, kein Café und auch sonst nichts zum Essen fassen, und unsere Vorräte waren sehr zusammen geschmolzen. Also sind wir so schnell wie möglich weitergefahren, vorbei an Landschaften mit blühendem Ginster, zum Lake Manapouri.
Und dort haben wir in der Kirche, einem süßen Café, richtig reingehauen.
Nachdem Noah sich noch an der Seilbahn ausgetobt hat, sind wir weiter nach Te Anau und auf den Campingplatz. Dann haben wir eingekauft, Wäsche gewaschen und sind Essen gegangen. Irgendwie war der Tag aufregend genug.
Im Visitor Center in Te Anau haben wir erfahren, dass wir als Selbstfahrer zum Milford Sound möglichst vor 8 oder nach 11 Uhr Richtung Milford Sound starten sollten, weil wir sonst Stau riskieren. Denn Te Anau ist das Tor zum Milford Sound. Von hier führt die einzige Straße rein und wieder raus. Da wir vorhaben, kurz vor dem Milford Sound unser Nachtlager aufzuschlagen und erst am nächsten Tag um 9.30 Uhr unsere Boattrip gebucht haben, entscheiden wir uns, erst nach 11.00 Uhr zu starten.
Um 10.00 Uhr müssen wir ja vom Campingplatz runter 🙄, deshalb haben wir den Camper auf dem Parkplatz am Ufer abgestellt und Chris und ich sind ca. 2km am Ufer des Sees an blühenden Bäumen vorbei zum Bird Sanctuary gelaufen. Noah wollte nicht mit und blieb im Camper. Auch mal schön. Dort haben wir den extrem seltenen Takahe kennengelernt, der in Neuseeland bereits als ausgestorben galt und dessen Population sie zur Zeit um ca. 40 Vögel pro Jahr steigern können.
Das gelingt ihnen bei anderen Tieren nicht. Dafür stellen sie in riesigen Gebieten Fallen für Frettchen, Wildkatzen und ähnliches auf, denn das sind alles eingeführte Fressfeinde der flugunfähigen Vögel.
Gegen 12.00 Uhr starten wir unsere Fahrt in den Milford Sound. Aber mir scheint, das sollte ich bereits in den nächsten Beitrag schreiben, denn der hier ist lang genug, oder?
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