Rotorua, Hobbiton, Whangamata, 09. Februar 2020
Wir sind in Neuseeland auf der Nordinsel. Das bedeutet natürlich auch, dass wir in Hobbiton vorbeischauen. Wie könnten wir auch nicht.
The place to go ist ein Cafe in der Nähe von Matamata, etwas über eine Stunde nordwestlich von Rotorua. Natürlich kann man eine Tour auch von Auckland, Rotorua oder Matamata aus buchen. Aber Autofahren können wir selber.
Man kann nach Hobbiton nicht einfach rein und sich alles anschauen. Um das Filmset vom Herr der Ringe zu sehen, muss man eine Tour buchen. Dann wird man von Shires Rest aus ungefähr 5 Minuten über das mit einem Gatter abgesperrte Farmland gefahren. So kann auch niemand einen Blick darauf werfen ohne zu zahlen.
Auf dem Weg nach Shires Rest finde ich über Google noch The Blue Spring. Ein kurzer Spaziergang von höchstens 15 Minuten bringt uns zu diesem zauberhaften Flüsschen mit superklarem Wasser und wunderschönem Bewuchs im Flussbett. Die Farben sind fantastisch und wir freuen uns, den Ort gefunden zu haben.
Ich habe hier auch ein Gedicht gefunden, das ich ausnahmsweise auch in Englisch verstehe und das ich sehr schön und passend für unsere Reise finde. Deshalb halte ich es hier fest.
Dust if you Must
Dust if you must, but wouldn‘t it be better
To paint a picture or write a letter
Bake a cake or plant a seed
Ponder the difference between want and need
Dust if you must but the world‘s out there
With the sun in your eyes, the wind in your hair
A flutter of snow, a shower of rain
This day will not come around againDust if you must but there‘s not much time
With rivers to swim and mountains to climb
Music to hear and books to read
Friends to cherish an life to leadDust if you must, but bear in mind
The time will come and it‘s not kind
And when you go, and go you must
You yourself will make more dust.
Gegen 12.00 treffen wir in Shire‘s Rest ein und tauschen unsere Tourbestätigung gegen zwei Tickets, die zu unserer Überraschung von Hand geschrieben werden. Nachdem Chris ironisch bemerkt, dass sie hier aber auf dem Stand modernster Technik sind, antwortet die Kassiererin, dass ihr komplettes System gecrasht ist.
Im Cafe essen wir noch lecker Lunch. Auch hier wird von Hand in ein Buch aufgeschrieben was wir bestellen. Lustig.
Unser Guide ist Sandy, ein nettes fröhliches Mädchen aus Kanada. Sie ist eine von vielen hundert Helfern, die hier im Sommer angestellt werden. Sie versichert, großer Fan zu sein und ist mit Enthusiasmus bei der Sache. Tatsächlich haben 40% der Gäste weder Film noch Buch kennengelernt, bevor sie hierher kommen. Aber was soll‘s, sieht ja trotzdem hübsch aus.
Die Fassaden der Hobbithäuschen sind in unterschiedlichen Größen gebaut. Die Großen sind für Frodo, Sam und Bilbo, damit sie möglichst klein aussehen. Die kleinen sind für Gandalf, damit er möglichst groß aussieht – logisch.
Die Häusschen kann man nicht betreten, auch wenn die Tür halb offen steht und man meint, reinspicken zu können, denn es sind nur Fassaden. Bei diesem Foto ist der Innenraum etwa 1,5m tief.
Die Innenaufnahmen wurden alle im Studio in Wellington erstellt.
Dieser Baum, der über dem Heim der Beutlins steht, wurde komplett künstlich hergestellt. Die Blätter stammen aus Taiwan und wurden von Hand daran befestigt. Es sind 200.000.
Außerdem hat Sandy erzählt, dass der Sonnenuntergang, den Bilbo und Gandalf sich vor Bilbos Haus angeschaut haben, nicht möglich war, weil Bilbos Haus nach Osten schaut. Deshalb haben sie einfach den Sonnenaufgang gefilmt und rückwärts laufen lassen.
Normalerweise werden solche Sets sofort nach den Dreharbeiten zurückgebaut. Aber in diesem Fall hat man wegen irgendwelchen Terminen schnell das Set wechseln müssen und der Farmer, der das Land zur Verfügung gestellt hat, meinte, das wäre kein Problem.
Fast ein Jahr später, als der Film raus war, standen plötzlich Leute vor seiner Tür und wollten das Set sehen, dessen Gärten mittlerweile von den Schafen, die hier weideten, weitgehend zerstört worden war.
Auch die Materialien für den Bau des Sets waren nicht wirklich lange haltbar. Aber der Farmer verstand auf welcher Goldgrube er saß und richtete alles weitgehend wieder her.
Nach dem ersten Dreh 1999 kam Peter Jackson 2009 zurück und wollte für die Hobbitfilme erneut hier drehen.
Er schlug dem Farmer vor, das Set diesmal aus dauerhaften Materialien zu bauen und den Green Dragon komplett mit Innenleben zu erstellen, wenn er dafür Anteile an diesem Unternehmen bekommt.
Der Farmer schlug ein. Daraufhin bauten sie 2 Jahre lang alles wieder auf und aus.
Heute sind in Spitzenzeiten am Tag 3500 Besucher à 80$ da. Zusätzlich veranstalten sie 2-3 Mal pro Woche Bankette, an denen 200-300 Besucher am Abend mit Essen im Stil von Bilbos Party verköstigt werden für schlappe 300$. Man kann sich leicht ausrechnen, dass hier zwischen 50 und 100 Millionen Dollar pro Jahr umgesetzt werden. Kein schlechtes Geschäft für beide.
Uns war das egal. Ich finde die ganze Anlage entzückend und überaus liebevoll hergestellt. Im Bus, in dem man zum eigentlichen Dorf gefahren wurde, wurden auf dem Hin- und Rückweg kleine Filmchen gezeigt – Ansprache von Peter Jackson und dem Farmer oder Zusammenfassungen der Bilder von Hobbiton und Neuseeland aus den Filmen.
Sandy hat sich richtig theatralisch ins Zeug gelegt, um es möglichst unterhaltsam zu gestalten.
Sie hat mir erzählt, dass sie dafür eine Skript lernen müssen und sie das ganze wie ein Theaterstück sieht. Ich fand es interessant und sehr nett.
Nach 2 ,5 Stunden waren wir wieder am Auto und sind nach Whangamata gefahren.
Hier hatten wir ein B&B gebucht. Das Abendessen im Neros war fantastisch, unsere Gastgeber überaus liebenswert und die Bucht wirklich hübsch. Und das Pool Biliard war kostenlos, was will man mehr.
Fast schade, dass wir nicht mehr Zeit haben, aber morgen besuchen wir nochmal Noah, bevor wir nach Hause fliegen. Das ist uns natürlich wichtiger.
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