Ein ganz besonderer Duft….

Rotorua, 08. Februar 2020

Chris hat ein bisschen gejammert, als ich ihn über meine Wünsche aufgeklärt habe. Aber mangels Alternativen und weil er mich liebt, hat er mir den Gefallen getan. Und so sind wir heute nochmal auf dem Weg zu den Maori.

3504900B-43F1-4D7D-8DB8-AE09C611B345Ganz in der Nähe unseres Hotels gibt es das Dorf Whakarewarewa. Na, spontanes Lesen gelungen? Es ist ein Living Maori Village, das soll heißen, dass hier und heute tatsächlich Maori in diesem Dorf zusammenleben. Und hier kann man ein bisschen mehr über die Maori erfahren und wie sie die geothermische Besonderheit der Umgebung für ihr tägliches Leben nutzen.

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Wir haben noch in der Nacht für nur 40$ pro Person eine Tour gebucht. Das ist mal wirklich ein moderater Preis für all das, was wir dafür bekommen haben. Als Ticket erhält man einen Sticker auf sein Shirt und kann dann jederzeit im Dorf ein- und ausgehen. Da wir noch etwas Zeit haben, schauen wir uns schon ein bisschen um und erwischen einen Pukeko.

489457C5-3C25-483E-A03B-01713A13E76FUnser Guide ist ein sehr sympathischer Kerl und beeindruckt uns damit, wie er den vollen Namen des Dorfes ausspricht. Der volle Name steht auf dem Foto unten! Er meint, wir haben die nächsten 4 Minuten und wer es nicht sagen kann, kann leider nicht mit. Auf Kommando nuscheln wir im Chor und klingt eher seltsam, aber er ist glücklicherweise nicht besonders kritisch.

32AAA7A0-E876-4F5C-83BA-3E6B4A4CCE9DDie Whakarewarewa machen seit 200 Jahren Führungen für Touristen und sind sehr stolz darauf. Traditionell werfen die Besucher Pennies in den Fluss unter der Brücke und die Kinder tauchen danach. Das Wasser ist sehr kalt, aber die Jungs haben großen Spaß.

4270B675-0717-4E39-9791-A6F8D027D122Direkt hinter der Brücke ist auf der rechten Seite ein Haus, das zur Zeit nicht mehr bewohnt ist, weil im Wohnzimmer ein Gasloch entstanden ist. Er erzählt, dass die Familie noch überlegt, was sie mit dem Haus machen wollen. Es gibt einen Trust, der ihnen angeboten hat, es ihnen abzukaufen. Aber sie haben sich noch nicht entschieden.

3FEDA3F2-7DE3-464E-B85F-644C6661766BAuf der linken Seite ist ein Teil des Weges mit Pylonen abgesperrt. Hier hat sich links daneben ein großer Krater aufgetan, in den wohl auch irgendwas reingestürzt ist und wo es heftig dampft (siehe unten). Der Weg hat sich um 30cm abgesenkt und sie haben ihn mit den Steinen abgedeckt und abgesperrt sowie eine Art Kaminrohr eingefügt, aus dem der Dampf entweichen kann. Er erzählt, dass sie täglich daran erinnert werden, dass ihr Land in ständiger Bewegung ist und sie damit einfach leben müssen.

6C2D34C4-1B91-4540-B9A6-040EEAD7F26EMan kann sich fragen, warum man sich das antut, in einer Umgebung zu leben, die solche Gefahren mit sich bringt. Tatsächlich war dieses Gebiet aber in der Vergangenheit schwer umkämpft. Sie mussten es früher immer wieder gegen andere Stämme verteidigen. Und das liegt an den Vorteilen, die sie aus der geothermischen Aktivität ziehen. Angesprochen auf den Duft meinte unser Guide, für ihn riecht das wie Heimat.

4FA35313-48EB-4284-B844-2C75ED0A4985Sie nutzen das heiße Wasser zum Kochen. In diesem Pool hängen Säcke mit Maiskolben, die sehr lecker schmecken. Man kann das Essen aus irgendwelchen Gründen viel länger in diesem Wasser lassen als in einem Kochtopf. Es verkocht nicht. Da es etwa 100 Grad hat werden Maiskolben in 15-20 Minuten gar.

3DCB9BD5-C90D-474F-869B-D63159198A17Natürlich haben sie auch hier Erdöfen zum Dampfgaren. Vier sind im zentralen Bereich und können von allen benutzt werden. Manche Bewohner haben aber auch ihre eigenen in ihrem Vorgarten. Man kann damit sehr leicht sehr viele Menschen auf einmal verköstigen. Der Boden ist so heiß, dass man das Essen einfach in Körben übereinander reinstellt und den Deckel drauf macht. Die Feuchtigkeit im Essen wird zu Dampf, in dem das Essen gart.

364025DF-FD9B-4EAD-A102-17BFAA31297DDiese Wannen sind allgemeine Badeplätze, etwa 6 nebeneinander.
C8B43823-38C4-4A9B-8006-1D1F836966A0Das kochend heiße Wasser wird aus dem oberen Wasserbecken über diese flachen Becken geführt, damit es etwas abkühlt und dann über die Rinnen im Boden in die Becken geleitet. Der Abfluss wird einfach mit Stoff verstopft.
FC46C45D-EE1C-4305-9872-43285DB6E433Meistens ist das Wasser trotzdem noch zu heiß, wenn die Wanne voll ist. Man kann weggehen und später wiederkommen, muss aber hoffen, dass sich nicht ein anderer Bewohner über das vorbereitete Bad gefreut hat. Die Kinder dürfen die Becken den ganzen Tag über nutzen. Die Erwachsenen nur früh morgens oder spät abends, weil sie hier ohne Kleidung baden und dann doch zu viel Publikumsverkehr herrscht.

6B671BC0-12D1-4FCE-A747-EC34DFBF0AE3Sie haben auch eine Art Dampfbad gebaut, das die Bewohner nutzen können. Insbesondere im Winter ist das natürlich toll. Früher waren diese Möglichkeiten durch die geothermische Aktivität natürlich von besonders hohem Wert.

75C2B63B-F6D3-4246-B172-516FE8900A3CZu unserer Überraschung kamen wir später an einer Kirche vorbei. Unser Guide hat uns erzählt, dass sie den Missionar ursprünglich bei sich willkommen geheißen haben, weil sie sich davon erhofft haben, positiven Kontakt zu den Europäern aufzubauen und Handel betreiben zu können. Mit den Jahren gab es einige Maori, die den Glauben angenommen haben. Die Maori selber haben über 80 Gottheiten, die heute vielen nicht mehr alle bekannt sind und die sie nach und nach wiederentdeckt. Von besonderer Bedeutung sind die Vorfahren, die nach ihrem Glauben überall sind – in den Bäumen, im Boden, in der Luft etc. Wenn sie diese ehren, werden sie von ihnen beschützt.

5FB4FECB-5261-450C-A58D-88DB15923CADDas besonders verzierte Versammlungshaus der Maori heißt Mahae. Das ist für sie die Verkörperung ihres wichtigsten Angehörigen. Die Dachsparren sind beispielsweise die Rippen. Deshalb kann auch nicht jeder einfach hineinspazieren. Dafür braucht es eine separate offizielle Zeremonie mit speziellen Mitgliedern des Stammes. Schließlich taucht man in den Körper des Angehörigen ein.

E909F0E3-E93B-4091-9CFD-3255922828FBDie Tatsache, dass einige Mitglieder des Clans Christen sind, ist für die Maori kein Problem, solange man daran glaubt, dass es eine höhere Wesenheit gibt und diesen Glauben ernsthaft betreibt. So mischen sich Christen und Angehörige des alten Glaubens. Je nachdem wer eine Zeremonie vollzieht, hat sie mehr vom einen oder vom anderen Glauben. Wenn das der Rest der Welt auch mal so halten würde!

C723AC50-5A21-4CB5-9B86-133FF5E476EAAuf meine Frage hin erzählt er, dass ihr Clan immer noch einen Chief hat. Er ist eher ein Repräsentant und ihm wird Respekt entgegen gebracht. Die Entscheidungen für das Dorf werden aber eher von der Community oder einem Kreis der Ältesten getroffen, denn die meisten Mitglieder des Clans sind verteilt und treffen ihre Entscheidungen für sich selbst.

8DC0E565-3F45-4B36-B6AF-2FBD0F3B1316Schließlich haben wir noch einen Ausblick auf die Geysiere bekommen, von denen einer bis 30m hoch spuckt. Und sie spucken oft und ausdauernd. Da das Wasser wirklich sehr heiß ist, ist es jedoch schwer, das im Bild festzuhalten.

D92E529B-70B1-4FD0-A8F4-6D8895D1E250Auch hier gibt es eine hochwertige kulturelle Vorführung. Insbesondere die rollenden Augen sind faszinierend. CBD80078-EF73-4F98-8244-77A215E196C7Und die Professionalität der Vorstellung ist beeindruckend.

Danach machen Chris und ich uns auf zu den Spaziergängen durch das geothermische Gebiet des Dorfes.

Es gibt unheimlich viel heißes Wasser, Dampf und Matschpools. Wir sind fast eine Stunde lang unterwegs und bewundern das Geblubbere.

47759E99-5580-4E9C-98DD-A8D76E969E6CUnser Guide hat uns erzählt, dass zur Zeit zwei Clans im Dorf friedlich miteinander leben. Und dass es viele gibt, die gerne herziehen würden, aber dass sie aufgrund der fragilen Umgebung keine weiteren Häuser zulassen.

Einmal ist schweres Gerät ins Dorf gefahren und eingebrochen und hat damit einen neuen Krater geschaffen. Das erinnert sie daran, dass die Erdkruste hier nicht besonders dick ist, weshalb sie auch die Zahl der Besucher nicht übertreiben dürfen.

B276427C-1EDD-490C-B134-7F79471CAA74Chris und ich haben drei sehr informative und unterhaltsame Stunden hier verbracht und im örtlichen Cafe auch gut gegessen. Chris hat zugegeben, dass es wirklich blöd gewesen wäre, das Dorf nicht zu besuchen. Es gibt direkt nebenan noch so ein Dorf, Tu Puia, das aber viel eher eine Vorzeigeveranstaltung für Touristen ist. Hier haben wir uns wirklich wohl gefühlt.

DE30EB1C-C3FB-40C4-A4C9-70D5476B31F9Nach einer kleinen Pause im nahen Hotel haben wir beschlossen, noch ein bisschen Bewegung einzuschieben. Eine kostenlose Möglichkeit ist das Disc Golf Gebiet im Redwood Forest. Leider ist es nicht besonders gut ausgeschildert. Die Löcher starten jeweils an einem kleinen  Hinweisschild. Die Richtung, in der die Körbe liegen, ist völlig unklar und man muss sie suchen.
E0F98737-3AF4-4836-BC98-E60140B063C3Auf der Suche nach dem zweiten Startplatz treffen wir auf ein junges Pärchen, die uns erzählen, dass es eine App für Discgolfplätze gibt – Udisc. Die laden wir runter, denn hier zeigt eine Karte den Verlauf der Löcher und mittels GPS den eigenen Standort. Leider zeigt der GPS-Punkt nicht die Richtung, in die man sich wendet. So haben wir ein lustiges Geocaching-Discgolf-Erlebnis.

0E64BA2C-6C72-4F97-87AD-3CBFD9D74A55Nach so viel Anstrengung besuchen wir am frühen Abend das Polynesian Spa in Rotorua und genießen die zig warmen Pools, in die man sich hier reinfläzen kann, bevor wir bei einem Vietnamesen noch was essen.

49639FDB-20E5-4534-9D3D-A2F2738BCE29Rotorua war ein Ort voller Eindrücke – für Augen, Ohren und vor allem die Nase. Selbst im Schlafzimmer verbreitet sich der Duft. Gut hier gewesen zu sein. Aber ganz ehrlich, auch gut wieder wegzukommen!

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