Sturz in die Fluten

Rotorua, 07. Februar 2020

Heute gehen wir mit Rotorua Rafting auf Tour. Eigentlich wollte ich mit Chris eine Raftingtour Grade 3 machen. Es gibt 5 Grades und Grade 5 gilt als besonders heftig. Mit Noah hat Chris eine Grade 5 Tour gemacht. Also wäre das Bedürfnis gestillt. Aber als ich nach Buchungen gesucht habe, war das Rafting am Kurangi River derart exponiert und gleichzeitig günstig (halber Preis zu Queenstown), dass ich schließlich vorgeschlagen habe, das zu buchen. Chris war gleich dabei.

76180124-C24B-4A44-A821-105321A2EB3AUnsere Tour startet um 13.00 Uhr und wir brauchen 30 Minuten. Also sind wir gegen 10.00 Uhr gemütlich losgefahren. Der Gedanke war, am  Lake Rotoiti (gleicher Name wie im Nelson Lake Nationalpark auf der Südinsel) vielleicht noch ein paar Schritte zu gehen. Dieser See liegt wirklich malerisch, aber wir haben keinen richtigen Zugang gefunden. Es scheint, dass das Ufer großflächig in Privathand ist.

2687404C-BD6F-48FF-80C8-20113C46DDD9Dann haben wir uns gedacht, wir schauen uns mal die Okere Falls an (siehe oben), die wir nachher raften. Ein hübscher Spaziergang führt erst durch den Regenwald den Berg hoch und dann am Fluss zurück. Als wir die ersten Wasserfälle anschauen meint Chris, dass wir die sicher nicht raften werden. Zu wild. Insgesamt führt der Fluss viel Wasser und zwischen den größeren Wasserfällen waren die Stromschnellen eher harmlos.

078ACD31-DD59-40BA-AA47-039E7C5C6673Schließlich haben wir eingecheckt und wie immer alle Verantwortung vom Veranstalter genommen und ihm alle Rechte für was auch immer erteilt. Dann haben wir uns in die Badesachen geschwungen. Die erste Überraschung – kein Neoprenanzug. Der Fluss wird durch den See gespeist, nicht durch die Berge. Und deshalb hat er angenehme 25 Grad. Also gab es nur Helm und Rettungsweste. Und mir wurde dringend empfohlen, meine Brille wegzulassen. Sie meinten, ich hätte eine gute Chance, sie zu verlieren. Das wäre mir mehr als unangenehm. Für mich ist das ein zusätzlicher Thrill, weil ich mich ohne Brille sofort unsicher fühle.

72971144-A085-4B27-A338-6B3415FD28DEWir sind dann einfach über die Straße und dort ins Wasser. Unser Guide Jack war ein locker-lässiger Typ und hat gute Laune verbreitet. Dann haben wir Kommandos geübt: rückwärts, vorwärts, nur links, nur rechts, festhalten, reinsetzen, und zwar schnell! Kaum sind wir los, waren wir auch schon am ersten Gefälle – jenes, das Chris ausgeschlossen hat.

FE20569E-31C5-4F11-8C73-A45257353305Kaum hatten wir das gemeistert meint Jack: „Wer will baden gehen?“ Das war doch mal eine gute Abwechslung an diesem heißen, sonnigen Tag! Auf dem Rücken und mit den Füßen voraus sind wir die nächste kleine Stromschnelle hinunter gefloatet. Dann sind wir alle wieder ins Boot. Der nächste Vorschlag war, die nächste Stromschnelle im Stehen zu meistern. Das habe ich für einen Scherz gehalten, aber er meinte das ernst.

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Schließlich kamen wir zum Höhepunkt, der höchste kommerziell geraftete Wasserfall weltweit in Höhe von 7m. Die Chance, nicht zu kentern, liegt laut Jack bei 50%, deshalb gab es noch ein paar Hinweise, wie wir das machen sollen. Und dann ging es los. Es war steil, es war wild und wir sind komplett untergetaucht – und nicht geflippt.

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CE4C8ED3-D5C0-499F-BA5F-F93E8FF87A64Die ganze Tour ist nur 1,7km lang und zwischen den zwei größeren Wasserfällen nicht sehr wild. Deshalb hat Jack auch ein paar Spielchen eingebaut. Wir sind nochmal auf dem Rücken gefloatet, haben uns von einem Strudel an die Wand pressen lassen bis das Boot fast gekippt ist, oder sind frontal in eine Stromschnelle, so dass die erste Reihe eine heftige Dusche genießen konnte.

135278A6-85A1-4602-888A-A6B426DACB6CAlles in allem auf jeden Fall unterhaltsam. Und der Thrill hielt sich tatsächlich so in Grenzen, dass ich es absolut genießen konnte.

1BF9B5CE-3040-4147-8E57-A9AF270C0972Neben unserem Veranstalter gibt es ein sehr gutes Cafe, in dem wir uns Lunch gegönnt haben. Dann haben wir beschlossen, den Nachmittag dieses wunderschönen Tages an dem See zu verbringen, an dem die Einheimischen auch gerne baden, Lake Tikitapu.

427AF2A4-EF1A-4148-9F6E-7F62BE88584AHier gibt es einen hübschen Strand und das Wasser hat angenehme Temperaturen. Ich habe Wolken beobachtet und die Zeitraffer-Funktion meines Fotos getestet, während Chris geschlummert hat.

Und die Slo-Mo Funktion habe ich an dieser Möwe getestet, während Chris beim Baden war. Sieht toll aus, oder? Warum habe ich Depp das nicht getestet, als wir bei den Delfinen waren????

Schließlich sind wir zurück zum Hotel, denn heute Abend haben wir noch eine Tour vor. Gegen 18.00 Uhr wurden wir mit dem Bus abgeholt und in das historische Maori Dorf der Mitai gebracht. Unser Bus hatte die Nummer 13. Habe ich schon erwähnt, dass uns diese Zahl überraschend oft auf unserer Reise begleitet hat? Und es war immer toll damit.

5F0F8B54-1EF4-49D1-8414-A3BA0DE3733CAllerdings war die Nummerierung des Busses ein Hinweis darauf, dass wir jetzt zu einer absoluten Massenveranstaltung gehen. Der Abend begann mit einer Begrüßung in einem großen Zelt. Die Mitai leben hier schon seit ungefähr 1000 Jahren und haben direkt neben ihrem Dorf ein Stück Regenwald, mitten im Industriegebiet von Rotorua, das nie angetastet wurde.

C24121A5-C8EB-4AC2-B8C8-365E9246EFFFSie leben hier deswegen, weil es hier eine wunderschöne superklare Quelle gibt, die täglich 12 Millionen Liter Wasser liefert und in einen breiten Bach mündet. In diesem Bach zeigen sie uns, wie die Maori früher mit ihren Kanus gereist sind.

Sie haben das Dorf wieder aufgebaut, wie es früher in diesen Wald eingebettet war, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie die Maori früher gelebt haben.

Leider sind die Informationen, die er uns mitgibt, nicht so wirklich ausführlich. Da habe ich mir tatsächlich ein bisschen mehr erhofft, aber die nächste Gruppe wartet schon.

3E176C86-953B-45BC-BAFC-BA21BC9F5F53Schließlich werden wir zu dem Erdofen geführt, in dem in Körben unser Essen dampfgegart wurde – das Hangi. Sie nutzen dafür die geothermische Hitze im Boden und schichten Körbe mit Essen übereinander in die Erdlöcher, wobei sie das Essen mit nassen Tüchern abdecken. Die Feuchtigkeit des Essens und der Tücher lässt Kartoffeln, Süßkartoffeln, Hühnchen und Lamm in 4-5 Stunden dampfgaren.

06E12327-6C57-4A3D-9380-2D64AEC32DB6Die nächste Station ist ihre Bühne. Wir Gäste haben zu Beginn einen der unseren als unseren symbolischen Chef gekürt, der jetzt zusammen mit dem Chef der anderen Gruppe (und des anderen großen Zeltes, das gleichzeitig betrieben wird!) symbolisch die Gastfreundschaft des Chiefs erbittet. Das Zeremoniell ist authentisch und den Maori sehr wichtig, weshalb sie bitten das ernst zu nehmen. Und weil es üblich ist, die Zeremonie mit einem Lied zu ergänzen, hat sich eine Kanadierin bereiterklärt, ein Solo für den Chief zu singen.

F1AB2B27-BFA7-4898-9CFE-62434DFA20BEAnschließend haben die Maori für uns gesungen, ihre Waffen und Instrumente vorgestellt, die mittlerweile durch eine Gitarre ergänzt werden, und ihre historischen Spielzeuge demonstriert. Das sind zum einen ein langer Stab, mit dem man seine Geschicklichkeit übt sowie zwei kurze Stäbe, die im Zuge eines Liedes hin- und hergeworfen und hoffentlich nicht fallen gelassen werden.

A8ADC4C3-5201-4F08-8BDB-97B2CB45E41EDie Maorie singen wirklich sehr schön und haben gute Stimmen. Die Stimmen der kräftig gebauten Männer sind sehr tief und der mehrstimmige Gesang beeindruckend. Der Höhepunkt ist der Haka, der Kriegstanz der Männer. Chris meint, der wäre einschüchternd, weil sie mit so viel Inbrunst und Kraft auftreten. Außerdem rollen die Maori beim Gesang und beim Haka gerne mit den Augen. Und das Rausstrecken der Zunge bedeutet: Ich werde dich gleich fressen (oder so).

1C2B432F-1A5D-47E4-8912-2E5BC98E4E9BDas Essen ist nicht schlecht, aber auch kein kulinarisches Highlight. Es gibt so viel davon, wie man will. Unser Guide hat nach dem Essen für unseren Häuptling mal abgefragt, für wie viele Nationen er hier denn den Chief gegeben hat. Es waren 18!

CFF1FCE9-F059-47A5-86B9-A85F511196CEAuf die Frage einer Zuschauerin hin erzählt er uns, dass es der Generation seiner Großeltern unter Strafe verboten war, Maori zu sprechen und ihre Kultur zu leben. Erst seit den 70er Jahren haben sie sich dieses Recht zurückerkämpft. Und seitdem kämpfen sie auch darum, ihren Anspruch auf bestimmte Gebiete durchzusetzen. Denn im Vertrag von Whaitangi wurde ihnen versprochen, dass sie ihre Gebietsansprüche behalten und vollwertige Bürger der Krone sind. Und das wurde nicht wirklich umgesetzt.

F5BFA197-D511-4644-AEAC-DF82263323E2Heute gibt es eigene Schulen für die Maori, zusätzlich zu den kommunalen Schulen. Einige lernen von Haus aus erstmal nur die Sprache der Maori und erst später Englisch. Sie schulen die alten Handwerke wie weben und schnitzen. Und mit ihren Gesänge und Geschichten vermitteln sie wie früher die Religion und die Vergangenheit an die nächste Generation. Sie sind sehr stolz darauf, Maori zu sein. Deshalb zelebrieren sie ihre Tradition mit großer Inbrunst, auch die jungen Menschen. Ich denke das schafft Identität für sie.

764C730B-D5BC-4AF2-BAB4-8D9A5DA47833Und er hat erzählt, dass die sozialen Medien für die Maori ein Segen sind, denn sie helfen, mit in der ganzen Welt verteilten Angehörigen eines Stammes in Kontakt zu bleiben. Und auch das ist ihnen sehr wichtig. Ansonsten verbringen sie Ihr Leben nicht viel anders als die anderen Neuseeländer.

CF9D4BFD-73CF-457F-A552-EF798A03BBBFZum Schluss geht es nochmal in den Regenwald. Diesmal ist unser Guide leider sehr schwer zu verstehen. Er erzählt uns, dass die Maori irgendwann rausgefunden haben, dass diese Farnbäume im Stamm ein Gift führen. Deshalb haben sie vor dem Kampf mit dem Kampfstab in den Stamm gestoßen und ihn damit benetzt. Und die Wurzel der Bäume funktioniert sehr gut als Hefe. Die nutzen sie heute noch.

2BDC852D-104A-4EE8-83E4-0B8AE50011EAZum Abschluss haben wir die Glühwürmchen bewundert, die sich entlang der Quelle auf dem Wasser und im Gebüsch befinden. In den letzten Jahren wurde dieser Teil der Tour komplett im Dunkeln durchgeführt, da hat das ganze Tal geglüht. Aber seit September haben sie die Vorschrift, dass sie den Weg beleuchten müssen. Das sieht zwar auch ganz nett aus, aber die Glühwürmchen muss man dafür ein bisschen suchen. Das ist natürlich schade. Und das hat mein Foto natürlich auch nicht gepackt.

F2C456EC-7DBD-47B3-A996-808112DECD9FIch fand den Abend jetzt nicht überragend aber ganz nett. Vor allem als unser Guide uns von ihrem Leben heute erzählt hat. Dazu hätte ich gerne noch mehr gehört. Und deshalb weiß ich jetzt auch, was wir morgen machen!

 

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