Wanaka, Franz Josef, 16.-18. Januar 2020
Das deutsche Trio in Queenstown von meiner Tour hatte mir erzählt, dass sie im Ort Franz Josef waren, um einen Heli Hike auf den Gletscher zu unternehmen. Der viel jedoch ins Wasser, weil der Gletscher unter Wolken lag und der Heli nicht auf dem Gletscher landen konnte.
Heute machen wir uns von Wanaka in dieselbe Richtung auf mit demselben Vorhaben. Das Wetter ist strahlend schön, insofern sind wir guten Mutes. Auch auf diesem Weg gibt es wieder zahlreiche kurze Wege zu schönen Spots, angefangen mit Lake Hawea, der direkt neben Laka Wanaka liegt. Nur eine Anhöhe trennt die beiden.
Die Blue Pools, die etwa eine Stunde von Wanaka entfernt an unserem Weg liegen, sind von beeindruckender Klarheit und ein hübscher Weg durch den Regenwald führt hin.
Das Wasser ist klirrend kalt, aber manche hält das nicht davon ab, darin zu baden. Chris und Noah überwinden sich zumindest, reinzustehen.
Schon an den Pools geht es los mit Schwärmen von sand flies, die im Reiseführer als Kriebelmücken übersetzt werden. Im Schatten der Bäume sind es eine Menge, in der Sonne löst sich das Problem.
Wir nehmen noch einen der Wasserfälle mit, da unsere heutige Fahrt aber so lang ist, halten wir doch nicht an jedem Spot.
Das Mittagessen wollen wir an einem der hübschen Picknickplätze entlang der Straße einnehmen. Wir packen alle Sachen in unsere Kiste und tragen sie zum Picknicktisch. Kaum ausgepackt, packen wir alles wieder ein und verkriechen uns in unseren Camper. Die Mücken haben uns überredet, unseren Lunch lieber drinnen zu genießen.
Als wir am Meer sind, ist der Himmel mit einer geschlossenen Wolkendecke versehen. Das überrascht mich sehr, denn die Vorhersage ist blauer Himmel und Sonnenschein.
Aber als wir nachmittags in Franz Josef ankommen, scheint die Sonne wieder strahlend vom Himmel und setzt unseren Campingplatz mitten im Regenwald ins rechte Licht.
Abends gibt es im Restaurant des Campingplatzes ein Pizza All-you-can-eat für nur 20$. Da eine Pizza sonst um 26$ kostet und hier noch ein Bier inklusive ist, ist das ein tolles Angebot. Also nehmen wir daran teil.
An unserem Tisch sitzt ein Pärchen, ein Amerikaner und eine Britin, mit denen wir uns angeregt unterhalten. Sie sind seit drei Tagen hier und reisen morgen ab. Sie wollten auch den Heli-Hike machen. Aber leider ist der Himmel jeden Morgen mit dicken Wolken bedeckt, so dass kein Helikopter abhebt. Nachmittags klart es zwar auf, aber das sind meist nur noch die Rundflüge und außerdem ist alles ausgebucht. Sie geben jetzt auf und fahren weiter. Das macht uns Sorgen, denn wir haben nur den morgigen Tag.
Als ich morgens aufwache, hebe ich als erstes die Jalousie und schaue in den Himmel. Er ist bewölkt, aber nicht so dicht wie auf dem Foto des Pärchens. Einzelne kleine blaue Flecken sind zu sehen. Wir packen also unseren Rucksack und hoffen das Beste. Am Office, schräg gegenüber unseres Campingplatzes, stehen die Guides schon außen auf der Treppe und begrüßen uns. Unser Guide erklärt uns, dass es nicht sicher ist, ob der Flug abgesagt wird und dass das bis zu dem Moment, in dem wir in den Heli steigen, noch passieren kann. Aber wir sollen mal einchecken und uns einkleiden, gerade sieht es nicht so schlecht aus. Der Himmel ist immer noch halb wolkig, halb klar.
Die Wetterlage ist der Hitze in Australien geschuldet. Dadurch dass es tags so warm und nachts so kalt ist, kondensiert es nachts mächtige Wolkenberge.
Wir kleiden uns ein in Regenhosen, Regenjacken, Boots und dicke Socken und erhalten Bags, in die wir alles reinpacken, was wir mitnehmen dürfen. Jede enthält bereits Metallspikes, Mütze und Handschuhe. Darunter haben wir verschiedene Schichten Klamotten an, 3-4 sollten es sein. Dann laufen wir 10 Minuten durch den Regenwald zum Heliport. Die ganze Zeit wird spekuliert. Das Walkie Talkie des Guides läuft heiß. Das Problem ist wohl weniger der Hinflug. Wenn das Wetter nicht stabil ist, könnte es mit dem Rückflug kritisch werden. Man hat deshalb auch unterschreiben müssen, dass man sich darüber im Klaren ist, dass man gegebenenfalls auf dem Gletscher übernachten muss.
Als wir beim Heliport sind, ist der Himmel fast komplett aufgeklart. Und dann kommt die Meldung, wir können starten. Yeah!
Der Flug ist kurz, keine 10 Minuten. Und die Aussicht ist fantastisch. Der Gletscher ist aus der Luft sehr beeindruckend. Beim Anflug wird uns erst klar, wie riesig er ist, als wir auf die winzigen Menschen unten achtet. In großen Wellen ergießt er sich über den Hang.
Auf ca. 700m Höhe landen wir und steigen aus. Dann stülpen wir die Spikes über unsere Boots und warten auf die zweite Ladung Leute. Wir haben für 11 Leute zwei Guides. Beide haben eine Spitzhacke dabei. Mit diesen hacken sie allzu glatte Stellen auf oder füllen Spalten mit aufgehacktem Eis. Weiter oben sind weitere Guides mit Spitzhacken unterwegs und bereiten den Weg vor. Es gibt einen festgelegten Track, den alle Gruppen laufen. Da in den letzten Tagen niemand hochkommen konnte, ist einiges an Arbeit zu leisten. Zwischendrin erzählt Ellie dies und das über den Gletscher.
Noah darf auf seinen Wunsch hin mal mit der Spitzhacke posieren.
Chris und ich bedauern ein bisschen, dass wir diesen komfortabel gestalteten Pfad laufen, wir wären gern ein bisschen abenteuerlicher unterwegs. Aber Ellie erklärt, dass eben auch Leuten die Chance gegeben werden soll, diese beeindruckende Szenerie zu sehen, die nicht so fit sind. Deshalb ist die Tour von 8-99 Jahren freigegeben, solange man nicht massiven Beeinträchtigungen unterliegt. Allerdings müssen die Fußgelenke gut funktionieren, weil man die Spikes bergauf und bergab immer von der Ferse abrollen muss, damit sie richtig Halt finden.
So werden wir durch enge Karcassen, d.h. Spalten und durch ein blau leuchtendes Loch im Eis geführt. Diese Verwerfungen entstehen dadurch, dass der Gletscher sich trotz der festen Materie wie Wasser bewegt. Oben auf der Spitze fällt aufgrund der 200 Tage mit Niederschlägen an der Westküste sehr viel Schnee. Der bewegt sich dann Richtung Tal und wird zusammen gepresst.
Deshalb ist das Eis, das wir sehen, nur etwa 100 Jahre alt. Über uns ist in der Mitte ein großes Stück massiver Fels. Um diesen Fels fließt der Gletscher drumrum, wie bei einem Wildwasser und trifft darunter wieder von zwei Seiten aufeinander. An dieser Stelle treten dann die Verwerfungen besonders massiv und eindrucksvoll auf.
Überall tropft und plätschert es. Der Gletscher kann auf dieser Höhe nur bestehen, weil ständig Eis und Schnee von oben nachkommt, denn es hat nur etwa 5 Grad weniger als unten im Tal. Und natürlich schrumpft auch dieser Gletscher massiv, wie überall in der Welt. Zwischendrin muss ich eine Jacke ausziehen, weil es so warm ist.
Ab und zu hören wir donnernde Schläge. Das sind Steinschläge der umgebenden Hänge. Die treten vermehrt auf, je mehr der Gletscher schrumpft. Sie sind aber auch ein natürliches Phänomen. Die unglaublich breiten Flußbette voller Geröll im Tal werden durch Gestein gebildet, das vom Gletscher bei seiner Bewegung abgetragen wird.
Die Stimmung ist gut und nach zwei kurzweiligen Stunden sind wir wieder am Landeplatz, um den Rückflug anzutreten.
Unten entledigen wir uns schnellstmöglich unserer Kleidung, denn mittlerweile ist es ordentlich warm. Und dann begeben wir uns in die Hotpools, die der Bodenstation angeschlossen sind. Das sind drei Pools mit Sonnensegeln, umgeben von Regenwald. Die Pools haben 36, 38 und 40 Grad. Da der Tag so warm ist, ist diese Wassertemperatur besonders heiß auf der Haut. Die 40 Grad spare ich mir, während sich Chris und Noah darin kochen lassen. Die meiste Zeit hängen wir mit den anderen im 36 Grad-Pool ab. Natürlich sind hier keine Fotos erlaubt.
Obwohl wir auf dem Gletscher gefühlt mehr gestanden als gelaufen sind, genießen wir eine Stunde Entspannung in der Sonne bei unserem Camper und beschließen den Abend zufrieden bei asiatischem Essen.
Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Norden. Als wir morgens aufstehen, die Überraschung: Der Himmel ist dicht bewölkt, es ist kein Hubschrauber zu hören. So wie das heute aussieht, wird wohl keiner zum Getscher fliegen können. Da hat unser Reise-Schutzengel wohl nur gestern und extra für uns eine Ausnahme gemacht. Vielen, vielen Dank!
Ich hatte übrigens auf unserem heutigen Campingplatz endlich wieder richtig gutes Internet und konnte die Fotos in Originalgröße hochladen. Vielleicht ist es ja dem einen oder anderen aufgefallen!
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