Kingston, Queenstown, 12.-14. Januar 2020
Queenstown ist ein Hotspot in Neuseeland. Auch die Neuseeländer machen hier sehr gerne Urlaub. Da der See, an dem Queenstown liegt, das ganze Jahr ungefähr 10 Grad hat, muss man sich was anderes überlegen als baden, womit man die Touristen beschäftigt. Und das hat Queenstown perfektioniert. Allerdings nur für Touristen, die nicht knapp bei Kasse sind.
Wir fahren morgens von Kingston die 50km nach Queenstown, wobei wir erstmal die Filiale unseres Camper-Vermierters in Frakton anpeilen. Schon da zeigt sich das Wetter und der See, an dem wir entlang fahren, von der schönsten Seite. An diesem See fahren wir die ganzen 50 km entlang – und das ist nur die Ausweitung in eine Richtung. Die frische Wäsche erhalten wir schnell, für die ganzen Reparaturen erhalten wir einen Termin um 14.00 Uhr.
Da bis dahin noch gute drei Stunden Zeit sind, fahren wir weiter bis Queenstown und stellen den Camper ab. In der Innenstadt von Queenstown fällt auf, dass mindestens 20 verschiedene Anbieter von Touren einer am anderen einen Laden haben. Das Angebot ist riesig. Jetboot, Kanu, Rafting, Reiten, Touren mit dem Jeep, Gondel, Parks, Fallschirmsprung und und und. Also setzen wir uns in ein Café, wälzen Brochuren und planen.
Chris wollte schon in Sydney gerne Jetboot fahren. Da ich mir am Bondi Beach ein leichtes Schleudertrauma zugelegt habe, war ich dafür nicht zu haben. Aber Noah würde das natürlich sofort mitmachen. Außerdem möchte Chris Whitewater-Rafting auf einem Fluss mit Stärke 4 (von 5) machen. Auch da weiß ich nicht, ob ich dem gewachsen bin. Also schreit das nach einem Vater-Sohn-Tag. Und es werden für solche Veranstaltungen ja auch so nette Combo-Preise angeboten.
Da die beiden morgen damit 5-6 Stunden beschäftigt sind, suche ich für mich eine Tour. Reiten ist leider schon voll, das hätte mir sehr gefallen. Also mache ich eine Tour durch das malerische Tal nach Glenorchy mit Filmset-Spots der Herr der Ringe. Damit bin ich auch 4 Stunden beschäftigt und kann anschließend noch ein bisschen die Stadt erkunden.
Während Chris mit Noah den Camper zur Reparatur bringt, komme ich einem anderen dringenden Bedürfnis nach – ich gehe zum Friseur. Mit repariertem Camper und anständiger Frisur treffen wir uns wieder und checken im Campingplatz ein.
Das im Preis inkludierte WLAN sind 250MB pro Tag und Gerät – viel zu wenig. Als ich das anmerke meint er, wir könnten ja eine Tour über ihn buchen, dann bekommen wir unbegrenztes WLAN – aha! Da wir nachmittags mit der Gondel noch auf den Berg wollen, buche ich drei Gondeltickets. Als Chris bezahlt hat, steht zu meiner Überraschung 3xLuge auf den Tickets. Das scheint so etwas wie eine Sommerrodelbahn zu sein, die es auf dem Berg gibt. Anscheinend hat der Mann von der Rezeption mich falsch verstanden. Ein reines Gondelticket hätte er nicht buchen können, aber in Verbindung mit der Luge konnte er es. Und statt drei Tickets, hat er uns 2 Tickets mit 3xLuge gegeben. Noah hat er nicht registriert, weil er im Camper sitzt. – Egal, wir haben das Wifi!
Nach einer kleinen Pause gehen wir also los zur Gondelstation, das fußläufig zu erreichen ist. Auf der Gondelfahrt dürfen wir auf halber Höhe noch beobachten, wie jemand einen Bungeesprung macht. Oben angekommen genießen wir den fantastischen Ausblick und machen uns dann auf den Weg zur Luge.
Es stellt sich heraus, dass das kleine Wägelchen sind, mit denen man mit Karacho eine asphaltierte Bahn runterfahren kann.
Es macht uns allen einen Heidenspaß und Noah strahlt. Dagegen ist der Rundweg, den wir noch gehen, ein Flop, denn er führt durch dichten Tannenwald. So dicht, dass innen drin alles abgestorben ist.
Abends essen wir in Queenstown und gehen bald ins Bett, denn Chris und Noah müssen um 7.15 Uhr schon los. Die beiden brechen morgens ohne Frühstück auf und kaufen dafür am Pickup-Point noch einen Kaffee und einen Muffin. Dann geht es mit dem Bus zum Shotover, einem Fluss in der Nähe von Queenstown. Dort werden sie in Neoprenanzüge und Rettungswesten gepackt und eingewiesen.
Der Guide sucht noch einen kräftigen Kerl für den Bug. Chris versucht sich klein zu machen und ein großer Russe ist auch dabei. Aber der muss bei seiner Frau bleiben. Es hat auch Nachteile, groß zu sein….
Von hinten gibt der Guide die Anweisungen – in Englisch. Bei der Aktion ist das nicht immer einfach zu verstehen. Und manchmal will Chris auch nicht frontal auf einen großen Stein zufahren und Gas geben, sondern stattdessen lieber bremsen. Chris erzählt, der Guide hat sich deutlich beschwert. Aber gegen seine Instinkte kommt man nur schwer an.
Gegen Ende führt der Fluß noch durch einen Tunnel. Alle dürfen sich wegducken, nur Chris muss vorne und der Guide hinten lenken. Aber er wollte es ja möglichst thrillig. Als sie mir davon erzählen, sind sie beide immer noch begeistert.
Natürlich sind sie zwischendrin auch immer ordentlich nass geworden. Chris meinte, das Wasser hatte etwa 4 Grad. Immer wenn eine Welle kam, blieb ihm von der Kälte kurz die Luft weg. Und die Füße waren hinterher auch ein bisschen taub.
Bei mir geht es zwischenzeitlich ganz beschaulich zu und der Guide versorgt mich mit vielen interessanten Informationen. Ich bin ja kein Hardcore-Fan von Herr der Ringe. Aber dank Noah haben wir gerade gestern den ersten Teil nochmal auf Netflix angesehen. Und so kann ich mir zu den Drehorten tatsächlich was vorstellen.
Die Berge, die man auf den oberen Bildern von Queenstown sieht, sind die Remarkables. Das sind die Misty Mountains im Film und Peter Jackson hat sie wohl von allen Seiten immer wieder im Film eingebaut. Sie verlaufen entlang des südlichen Arms des Sees, den wir von Kingston nach Queenstown entlang gefahren sind. Jetzt folgen wir dem westlichen Ausläufer nach Glenorchy. Diese Straße liegt so schön, dass Audi sie für seine Autowerbung genutzt hat. Allerdings ist das Auto darin auf der rechten Seite gefahren.
Mit im Auto sitzen drei Deutsche, die drei Wochen auf den Spuren von Herr der Ringe von Auckland bis hier runter durch Neuseeland reisen. Sie haben erfahren, dass Amazon den Stoff als Serie mit 5 Staffeln rausbringen will und dafür eine Milliarde Dollar ausgibt (weiß nur nicht welche Währung ;-)). Sie wird gerade hier gedreht und soll 2021 starten.
Nach einem kurzen Stopp in Glenorchy, bei dem ich diesen tollen Adler entdeckt habe, geht es weiter von Filmspot zu Filmspot. Dieser Sumpf, der im Moment mehr See ist, war Drehort für Frodo und Sam, als sie mit Gollum zusammen im 2. Teil am Feuer saßen, allerdings nur als Übersichts-Szenerie. Für die Nahaufnahmen haben sie den Sumpf auf einem Supermarkt-Parkplatz in Wellington nachgebaut, weil sie sonst zu viel Umweltschäden verursacht hätten.
Für den Morning Tea halten wir in einem eigentlich unscheinbaren Waldstück an, in dem der finale Kampf des ersten Films stattgefunden hat, zuerst zwischen Borromir und Frodo, dann kamen die Orks dazu. So erkennt man kaum was:
Also haben wir uns in lustige Kostüme geschmissen und Hobbits im Kampf gegeben – gegeneinander!?!
Wobei uns unser Guide Graham vorab vor diesem gefährlichen Spot gewarnt hat. Er hatte nämlich schon schreiende Touristen dabei, weil hier überall Feldmäuse rumspringen.
Die Optik oben, die in Natura wirklich noch viel schöner ist, wurde zum Beispiel in Narnija, aber auch im Film Wolverine verwendet, der in dieser Szene eigentlich in Kanada spielt.
Unten sieht man die spezielle Baumform dieses dreieckigen Baums mit Filmset vom Herr der Ringe und heute. Wobei man wissen muss, dass es dieses liebevoll aufgebaute Set nie in den Film geschafft hat. Denn trotz Absperrung und Sicherung durch Security hat jemand dieses Foto davon geschossen. Darauf kam es in der Zeitung und Peter Jackson hat es aus dem Film rausgeschnitten.
Zwischendrin erzählt er andere interessante Fakten. So gab es bis vor 30 Jahren 70 Millionen Schafe in Neuseeland. Jetzt sind es nur noch ca. 30 Millionen, weil sie durch Rinderzucht ersetzt werden, im Süden eher zur Fleischproduktion, wobei die Neuseeländer Exportpreise bezahlen müssen, und die sind extrem hoch. Im Norden gibt es mittlerweile sehr viel Milchproduktion, weil sie große Mengen Milchpulver an die Chinesen verkaufen.
Dann erzählt Graham, dass die Fressfeinde der hiesigen Vögel massiv bekämpfen werden. Einige davon, Frettchen und eine Art Wildkatze, haben sie eingeführt, um der Hasenplage Herr zu werden, und zwar deswegen, weil diese Rassen gerne nur zum Spaß tötet. Hasenplage haben sie immer noch – man sieht sie hier überall. Denn leider töten diese Predator lieber Vögel als Hasen. Jetzt will die Regierung bis 2025 alle beseitigt haben, weshalb überall Fallen aufgestellt werden.
Die Falle am Baum ist eine Gasfalle gegen Possums. Possums haben sie von Australien eingeführt wegen des warmen Fells der Tiere. 1970 war der Bestand laut Graham unter Kontrolle, weil fast jeder Fallen aufgestellt und Felle verkauft hat, teilweise bis 40$ pro Fell. Er hat das als kleiner Junge auch getan. Dann kam die Ächtung der Felle und die Preise sind bis heute auf 15 Cent pro Fell gesunken. Und das obwohl die Haare der Felle gerne mit Wolle zusammen zu Merino Mink oder Merino Silk verarbeitet werden. Für Neuseeländer sind Possums und Hasen einfach nur eine Pest, bei der sie im Auto aufs Gas treten, wenn sie die Straße überqueren.
Gegen Mittag sind wir zurück in der Stadt und ich gönne mir Sushi. Dann schau ich mir den Park an und lege mich am Village Green noch ein bisschen in die Sonne zum Lesen, bis die Herren fertig und erholt sind. Hier ist der Empfang des Queenstown Free Wifi nämlich am Besten. So bekomme ich mit, wenn die Jungs wieder einsatzfähig sind.
Die sind in der Zwischenzeit mit dem Jetboat unterwegs gewesen. Dafür sind sie wasserfest in lustige Regenkleidchen eingepackt worden.
Dann sind sie mit 90km/h über den Shotover River geheizt, immer knapp an irgendwelchen Felsen vorbei und gerne mit 360°Drehung. Je mehr Adrenalin desto besser. Gut, dass ich nicht dabei war.
Danach musste Chris erstmal schlafen….
Wir haben uns dann am frühen Abend getroffen, um Frisbee-Golf im Queensland Garden zu spielen. Das ist wirklich eine lustige Beschäftigung und kann mehr oder weniger jeder – mehr oder weniger gut natürlich. Und es ist absolut kostenlos, wenn man Frisbees hat.
Dabei muss man wie beim Golf bei 18 Löchern über eine unterschiedlich lange Distanz einen Frisbee in diese lustigen Körbe befördern und die Anzahl der Würfe wird gezählt. Das gibt es wohl auch bei uns in Deutschland – zum Bespiel in Eningen (einfach googeln). Wir haben auf jeden Fall alle Spaß.
Chris ist wie immer völlig fasziniert von den Mammutbäumen. Er liebt große Bäume.
Anschließend genießen wir den milden Abend eines wunderbaren Tages in einem Biergarten und sind bereit, uns morgen zu neuen Ufern aufzumachen.
Kommentar verfassen