Whitsundays – Airlie Beach, 04.-06. Dezember 2019
Die Nacht auf dem Segelboot war überraschend gut. Das Schiff lag absolut ruhig im Wasser und man hörte es nicht mal plätschern. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass die Klimaanlage so einen Höllenlärm veranstaltet hat.
Nach dem Frühstück, zu dem alle Teilnehmer nach und nach eingetröpfelt sind, ging es erstmal an ein nahegelegenes Riff zum Schnorcheln. Die Anzüge schützen wunderbar vor der Sonne und geben ordentlich Auftrieb, so dass man entspannt auf dem Wasser treiben kann. Das Riff ist ganz nett aber Chris und ich sind ja auch ein bisschen verwöhnt.
Danach werden zum ersten Mal die Segel gesetzt. Es ist beeindruckend, wie Laura und Isaac in den Wanten rumklettert. Und Laura gibt die Kommandos. Der Kapitän beschränkt sich eher auf das Steuerrad und überlässt ihr das Reden, das hat er schon bei der Begrüßung erklärt. Wer will darf mithelfen, aber natürlich nur vom Deck aus. Das Klettern in den Wanten bleibt der Crew überlassen.
Wir setzen die Segel, die quer zum Schiff stehen, weil der Wind von hinten kommt. Die sind zwar langsamer, entsprechen aber der historischen Ausstattung des Schiffes.
Eigentlich hatten wir ja ein kleines Segelboot für maximal 12 Personen gebucht, bei dem die Segelerfahrung wahrscheinlich etwas ausgeprägter gewesen wäre, weil sich das Boot deutlich mehr in den Wind gelegt hätte. Die Solway Lass hat einen Tiefgang von nur 2,5 m und einen sehr breiten Bug. Sie liegt im Wasser wie ein Kutter. Dafür hat sie einen historischen Flair, weil sie von irgendwann um 1850 ist. Sie ist schon zweimal untergegangen und wurde immer wieder geborgen, weil sie so stabil gebaut ist. Sie wurde in Amsterdam gebaut, hat den Deutschen im 2. Weltkrieg gedient, funktionierte schon als Eisbrecher, war in der Hand der Dänen und Engländer und wurde schlussendlich von einem Australier aufgekauft und renoviert. Das sind übrigens lustigerweise auch die Nationalitäten, aus denen sich die Teilnehmer zusammensetzen. Nur was der Franzose hier will, weiß keiner so genau 😉
Nach dem Mittagessen fahren wir mit den Tenderbooten zum Whitsunday Island. Auftrag war, Hut, Wasser, Sonnenschutz und Schuhe mitzunehmen. Unser Guide Isaac hat allerdings auf die Schuhe verzichtet. Und eine deutsche Teilnehmerin hat ihre Schuhe an Bord vergessen. Ganz blöde Idee! Wir sind nämlich durch die mit sehr durchlässiger Bewaldung bewachsene Insel zur Aussichtsplattform auf den Whitehaven Beach gelaufen. Es war immer noch unglaublich heiß und feucht. Die Deutsche hat sehr gelitten. Und Issac, der diese Tour immer Barfuß macht, hat hinterher gestanden, dass er uns leider nicht soviel über die Insel und den Beach erzählen konnte, weil er so mit den Schmerzen an seinen Füßen beschäftigt war. Aber auf der Insel hat er sich nichts anmerken lassen. Laut seiner Aussage, war es noch nie so heiß wie heute – na super.
Der Ausblick auf den Beach ist unglaublich. Das finden natürlich noch unheimlich viele andere Leute auch.
Aber am Strand verläuft sich das dann. Laura hat uns schon gewarnt, dass es sich hier eher um eine Art Silicat als Sand handelt. In dieser Reinheit von 98% gibt es das nirgendwo anderes. Der Sand ist superfein und man soll ihn unbedingt von allen Geräten fernhalten, weil er alle mechanischen Knöpfe und Anschlussbuchsen zerstört. Man kann damit auch seine Zähne sauberpolieren.
Als wir zum Strand hinunter gehen, können wir alle garnicht erwarten, ins Wasser zu gehen und uns abzukühlen. Da der Strand aber sehr weitläufig ist, müssen wir uns alle erst noch ewig lang durch den superfeinen Sand vorwärts kämpfen, in praller Sonne, und man hat irgendwie das Gefühl, das Wasser nie zu erreichen. Dann endlich schmeißen wir uns in die Stingersuits (die wir auch mitgeschleppt haben) und lassen uns in das türkisblaue Wasser fallen – HURRA.
Es ist fantastisch klar und sehr erfrischend. Da ich ohne Brille ja nicht viel sehe, habe ich auch meine Taucherbrille mit optischen Gläsern mitgebracht. Dadurch bin ich dann auch diejenige, die einen der Rochen entdeckt, die sich hier im flachen Wasser im Meeresboden einbuddeln. Um ihn rum schwimmen blendend weiße Fische mit zarten blauen Linien. Leider habe ich meine GoPro nicht dabei. Aber ein Foto von so einem Rochen finde ich freundlicherweise bei unseren Tauchbildern, wenn auch nicht mit diesem blendend weißen Sand.
Chris fängt an, mit anderen Besuchern über die Geschäftsidee eines Bierverkaufs an diesem Strand zu philosophieren, denn hier gibt es absolut nichts – ist ja ein Naturschutzgebiet!
Auf jeden Fall müssen wir den ganzen Weg wieder zurück, um dann vom Tenderboot abgeholt und auf das Schiff gebracht zu werden. Danach zischt das Bier besonders gut.
Das Schiff macht sich zügig auf den Weg in eine hübsche und ruhige Bucht von Hook Island und der Abend klingt entspannt aus bei Gesprächen und einer ordentlichen Portion Pasta. Die Köchin ist eine junge, hübsche Argentinierin, die ihren Job gelernt hat. Sie ist hier eigentlich unterfordert, aber sie genießt die Rahmenbedingungen und das Ambiente und meint, sie wird das wahrscheinlich auch noch ein zweites Jahr machen.
Isaac erzählt uns abends was über die Geschichte der Solway Lass und Laura zeigt uns die Strecke, die wir gesegelt sind, auf der Karte und berichtet von den Schildkröten, von denen es hier zahlreiche gibt. Während der ganzen Reise sehen wir dreimal eine Schildkröte an der Wasseroberfläche auftauchen und nach Luft schnappen, bevor sie wieder in der Tiefe verschwindet, alles große Exemplare.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Tenderboot ein ganzes Stück weiter rein in die Bucht, während uns Laura über die Ziegen auf dieser Insel erzählt, deren Population die Ranger kontrollieren müssen, über Mangrovenbäume, zwischen deren Wurzeln Baby-Haie geschützt aufwachsen und wir genießen die Natur und die Schildkröte, die erneut auftaucht. Außerdem bestätigt sie meine Vermutung, dass diese Inseln die Berge eines untergegangenen Landstriches sind. Genau so sehen sie auch aus.
Dann gehen wir an Land und steigen über Treppenstufen den Hang hoch zu Felsmalereien des hiesigen Stammes der Aboriginees. Auf der Insel entdecke ich noch eine kleine Krebspopulation und Novel macht mich auf eine Eidechse aufmerksam, die durchs Unterholz krabbelt und gute 50 cm lang ist.
Zurück am Boot wird noch ein bisschen geplanscht. Ich teste das erste Mal Standup-Paddeling. Chris meint ja, das sei ähnlich schlimm wie Tretbootfahren, aber mir gefällt es. Wer will, schwingt sich an einem Seil ins Wasser und versucht dabei, ähnlich elegant wie Isaac einen Backflip hinzulegen – aber er bleibt ungeschlagen.
Nach dem Mittagessen werden erneut die Segel gesetzt und wir segeln gemütlich zurück nach Airlie Beach. Diesmal sind es Segel längs des Schiffes, mit denen wir den Wind kreuzen können.
In Airlie Beach packen wir unsere Plastiktaschen wieder ins Auto und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Ich freue mich auf eine kalte Dusche und einen Pool – und Wäsche waschen. Alles ist furchtbar verschwitzt und uns steht wieder überall der Schweiß – nicht nur auf der Stirn.
Google lotst uns zu einem Haus mitten in einem Wohngebiet, ohne Hinweisschild oder irgendwas. Das Haus sieht zwar ungefähr so aus wie auf den Fotos in der Buchung, aber im Erdgeschoss sind Spinnweben an der Haustür und alles wirkt völlig ausgestorben. Wir sind etwas irritiert und suchen im Internet, finden aber keine Hinweise auf einen Umzug. Als wir einen Nachbarn fragen, der gerade heranfährt, meint er, dass wir hier richtig sind, aber den Besitzer anrufen sollen. Er kommt dann gleich vorbei.
Wir gehen zwischenzeitlich hinten rum. Dort führt eine Treppe auf die umlaufende Holzveranda im ersten Stock. Alle Türen sind offen und nur durch eine Fliegennetz-Türe geschützt. Ein hübscher, aber nicht ganz sauberer Pool liegt neben dem Haus. Das ganze Haus wirkt wie eine großzügige 4-Zimmer-Wohnung auf zwei Etagen. In den umliegenden Bäumen kreischen die Papageien und in den Palmen hängen Kokosnüsse.
Dann kommt der Besitzer mit seinem süßen Malteser Paddles, der begeistert an uns hochspringt. Wir haben das einzige Zimmer ohne Kllimaanlage, da wir die erste Nacht ja kurzfristig buchen mussten. Aber überall gibt es großzügig Ventilatoren.
Eines der Zimmer hat auch nur einen Vorhang zur Abtrennung. Aber eine Klimaanlage! Im Wohnbereich gibt es natürlich nirgends Air Condition. Egal, das Haus ist wirklich hübsch, absolut tropengerecht und wir verbringen hier 2 Tage mit schwitzen, Wäsche waschen, schwitzen, Blog schreiben, schwitzen, Reiseroute recherchieren, Badewannen-warmen Pool genießen (den ich vorher mit dem rumliegenden Gerät von Spinnen (siehe Foto unten), Grashüpfern, Fliegen, Blüten und Blättern säubere). Auf Ausflüge verzichte ich erstmal dankend.
Aber ich koche für uns leckere, frische Tropenküche. Am ersten Abend ein bisschen zuviel davon, weshalb wir unsere Mitbewohnerin Kaithlyn, die sich gerade ein Mikrowellengericht machen will, zum Mitessen einladen. Sie ist aus Atlanta und es schmeckt ihr. Am nächsten Abend setzt sich ein Engländer zu uns, während wir die zunehmende Zahl Geckos an der Wand beobachten, die den Motten den Garaus machen. Am Schluss sind es 7 Stück – sehr süße Geschöpfe. Währenddessen tauschen wir Reiseerlebnisse aus.
Am 07.12. packen wir schließlich unsere Sachen zusammen und sind morgens um 7.30 Uhr on the Road again. Wobei zum Abschied noch ein sehr hübscher Kookaburra auf dem Zaun sitzt und wartet, bis Chris ihn fotografiert hat.
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