Coral Sea – Cairns, 01. Dezember 2019
Es gibt einen guten Grund, warum ich diesen Beitrag erst heute, am 6. Dezember, final bearbeite. Es hat nämlich ein Weilchen gedauert, bis mir von unserem Veranstalter der Zugriff auf sämtliche professionellen Fotos gegeben wurde. Diese sind meiner Meinung nach so fantastisch, dass ich unbedingt noch welche einbauen wollte. Im letzten Beitrag sind schon ein paar davon drin, weil ich welche per AirDrop vorab abgreifen konnte. Diese professionellen Fotos sind wunderschön und zeigen, wie absolut fantastisch die Unterwasserwelt aussieht, aber nicht, wie man sie als Taucher sieht. Deshalb habe ich ganz bewusst meine weniger farbigen Fotos in den Blog eingebaut. Denn sobald man die ersten paar Meter überschritten hat, sind sämtliche Rottöne nicht mehr sichtbar. Als ich das erste Mal tauchen war, war ich deshalb ein bisschen enttäuscht. Ich kannte diese bunte Welt bis dahin ja nur von den professionellen Fotos einschlägiger Zeitschriften. Die sind jedoch mit starkem Blitz erstellt, damit alles in den fantastischen Farben erstrahlt, die die Natur hier unten verschwenderisch eingesetzt hat. Letztes Weihnachten habe ich von meinen Kindern jedoch eine Tauch-Taschenlampe bekommen und mit dieser konnte ich mir diesmal diese bunte Welt sichtbar machen, was mir viel Spaß bereitet hat. Und das sieht dann so aus:
Außerdem kann man in all diesen Höhlen und Nischen in den Korallenwänden nach winzigen Tieren wie Schnecken und Garnelen suchen, die Massa als seine besondere Spezialität mit seinem Foto außerordentlich toll festgehalten hat.
Doch jetzt geht es weiter mit dem Bericht:
Die Nacht über haben wir die halbe Strecke nach Cairns zurückgelegt. Vorher wurde allen nochmal ans Herz gelegt, sich die Medikamente gegen Seekrankheit einzuschmeißen, weil die Nacht uns von den Füßen geholt und in den Betten angehoben hat, so bumpy war sie. Morgens um 6.30 Uhr sind wir dann an dem Riff angekommen, an dem wir am letzten Tag viermal tauchen werden – Bougainville Reef mitten in der Coral Sea. Danach geht es zurück nach Cairns.
Der erste Dive war sehr vielversprechend. Auch das Bougainville-Reef liegt mitten in der Coral Sea, weit weg vom eigentlichen Great Barrier Reef. Auf dem Reef-Top liegen weit verstreut die Reste von zwei Schiffen, die hier auf Grund gelaufen sind und die es nach und nach zerlegt hat. Bei allen Tauchgängen gab es sehr viele Fischschwärme. Ein fauler Potato Cod lag im Sand und man hätte ihn streicheln können, so gechillt war er. Aber als verantwortungsvoller Taucher macht man das natürlich nicht.
Und ein Barrakudaschwarm kam mir so nahe, dass ich das Gefühl hatte, dass sie mich gleich in die Nase beißen.
Beim dritten Dive hatten wir dann auch plötzlich eine ordentliche Strömung, der wir erst entgegen tauchten und die uns dann schneller zum Boot zurücktrug, als erwartet. Über das Boot hinaus sollte man laut Briefing nicht tauchen. Das sah ich an allen Tauchern, die nicht zugehört haben und sich mit verzweifelten Flossenschlägen zum Boot zurückkämpften.
Während wir am Bug des Bootes auf 5m Tiefe an einem Seil voll in der Strömung hingen und unseren Safety Stop absolvierten, tauchte direkt vor mir erneut eine Schildkröte auf, schnappte Luft und schaute sich nach unten um, wo sie als nächstes abtauchen wollte.
Nachmittags machten wir dann noch die sonntägliche Notfallübung für die Crew und ein Gruppenfoto in Rettungsweste.
Dann kam der letzte Dive am Dive-Spot Achor’s Away (Der Anker ist weg) mit einer letzten neuen Erfahrung – dem Live-Drop off. Da das Meer spiegelglatt war und absolut kein Wind herrschte, konnte der Kapitän das Boot nicht in eine stabile Position zum Riff bringen. Würde er das Boot am Riff festmachen wie sonst auch, hätte die Gefahr bestanden, dass es auf das Riff zutreibt. Deshalb sollte uns das Boot alle direkt neben dem Riff abspringen lassen und dann aus der Gefahrenzone fahren. Nach dem Dive sollten wir dann von den Tendern wieder eingesammelt werden.
Beim Live-Drop off gibt es nur einen kurzen Zeitschlitz, in dem alle Taucher ins Wasser springen können. Deshalb bereiteten wir uns alle komplett absprungbereit vor, erst dann informierte Michelle den Kapitän per Walky Talky, dass er das Boot in Absprungposition manövrieren soll. Wir standen also bereits mit Masken und Flossen in zwei Reihen da und warteten, dass es los ging. Und das Zeug ist verflucht schwer an Land. Bei den sonstigen Boat Dives bekamen wir die Flossen immer kurz vor dem Sprung auf der drittletzten Stufe von einem der Helfer angezogen. Dann spülten Sie uns die Maske mit Babyshampoo aus, um das Beschlagen zu verhindern. Und dann setzte man sich die Maske auf, sicherte den Inflator im Mund und die Maske vor den Augen mit einer Hand und machte einen großen Schritt ins Wasser. Doch der Absprung erfolgte dieses Mal nicht am Heck des Schiffes sondern durch die Seitentür. Und er erfolgte zackig, immer abwechselnd ein Taucher nach links, der nächste nach rechts.
Nach nicht mal 2 Minuten waren 20 Taucher im Wasser und das Boot drehte ab. Der Drift-Dive erfolgte von links nach rechts, das Riff musste immer an der linken Schulter sein. Wenn man in Einschnitte des Riffs hineintauchte, konnte man damit kurzzeitig der Strömung entgehen, ansonsten ging es unerbittlich vorwärts.
Dieser letzte Tauchgang war nochmal eine sehr beeindruckende Steilwand mit sehr vielen Hart- und Weichkorallen und vielen Fischen. Einen schöneren Abschluss konnten wir uns kaum wünschen. Im ersten Einschnitt bewunderten wir alle den Anker, den irgendein Schiff hier verloren hat.
Dann tauchten Chris und ich die vollen 60 Minuten aus. Als wir auftauchten, war direkt in unserer Nähe ein Tender und sammelte uns auf.
Am Boot angekommen musste umgehend nachgeprüft werden, ob auch alle an Bord waren, denn das Boot fuhr bereits Richtung Cairns.
Anschließend wollte ich mir in unserer Kabine das Meer abduschen. Da bin ich immer schneller als Chris. Nur diesmal tröpfelte es leider nur sehr mager aus der Dusche. Als Chris in unser Bad kam, schickte ich ihn deshalb erstmal zum Käpt‘n um nachzufragen, ob es sich lohnt in der Dusche zu warten.
Er kam zurück und meinte: „Sie arbeiten mit Hochdruck am Problem, aber wir müssen wohl erst nach Cairns zurück….“ – Haha. Das war genau die gleiche Formulierung bei der Klimaanlage. Dann rückt er raus, dass sie nur den Wassertank umstellen müssen. Zwei Minuten später hatte ich meine warme Dusche.
Am Abend gab es zum Abschluss ein Barbecue an Deck, das wirklich sehr lecker schmeckte. Dann zahlten wir alle unsere Rechnung, steckten noch eine ordentliche Erstattung ein, die Michelle uns für den ausgefallenen Dive und die Unannehmlichkeiten der Rückfahrt nach Cairns ausgehandelt hatte und dann zogen wir uns zu unserer letzten Nacht in unsere wunderschöne Kabine zurück. Es war die ruhigste Nacht, die wir an Bord hatten, weil das Meer freundlicherweise auf der ganzen Rückfahrt spiegelglatt blieb. Vielen Dank an den Wettergott, der uns so wohlgesonnen war.
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