27. November 2019
Wake up ist erneut um 6.30 Uhr, aber ich genieße ab 5.30 den Sonnenaufgang und schreibe ein bisschen. Am Tag hat man ja keine Zeit dazu.
Heute soll es 4 Dives geben und abends landen wir auf Lizard Island, eine kleine Insel, machen ein Barbecue auf dem Schiff und wandern morgens über die Insel, um mal einen halben Tag die Beine zu vertreten.
Tauchplatz für den ersten Dive ist Lighthouse Bommie. Michelles Briefing ist zackig wie immer. In ihrer schnoddrigen Art sagt sie: Hier gibt es giftige Schlangen, aber nicht gefährlich für uns. Die Giftzähne sind tief im Gaumen angesetzt. Das heißt, wir müssen unsere Finger bis zum Anschlag in den Mund stecken, um vom Gift getroffen zu werden. Wer daran stirbt, hat es verdient.
Das schwarz-weiß gepunktete ist eine Schnecke. Ganz schön schwer zu finden.
Als wir mit der zweiten Gruppe ins Wasser springen und abtauchen, sehe ich erstmal wieder den obligatorischen Hai. Da der Pinnacle tatsächlich aussieht wie ein an der Hüfte ein bisschen dick gewordener Leuchtturm schwimmen die Taucher relativ dicht beieinander. Ständig muss man aufpassen, dass man nicht mit dem Kopf gegen jemanden stößt oder eine fremde Flosse den Inflator (das Mundstück) aus dem Mund haut. Außerdem gehen wir alle dicht an den Pinnacle ran, weil wir ja nach kleinen Schnecken und ähnlichem suchen. Gleichzeitig will man ihn auf keinen Fall berühren. Aber das Wasser ist in Bewegung und schwappt dich gegen den Pinnacle, wenn du nicht aufpasst. So ist es sehr schwer, in der horizontalen Schwerelosigkeit zu bleiben und ich spüre den Stress, den das auslöst, indem ich nach Luft ziehe wie wenn ich eine anstrengende Schwimmstrecke bewältigen muss.
Trotzdem reicht meine Luft wieder locker aus und ich kann 57 Minuten unten bleiben. Länger wie 60 Minuten ist eh nicht vorgesehen. Tatsächlich bin ich mit dem Guide die letzte am Bommie. Auf dem Rückweg zum Schiff ziehen sie bereits die Leine ein. Also hänge ich mich dran und lass mich wie einen Torpedo zum Schiff zurückziehen. Als ich am Schiff ankomme, johlt und klatscht es und Chris macht ein paar Fotos, als ich aus dem Wasser steige.
Jetzt gibt es richtiges Frühstück mit Ei, Würstchen, Speck, gebratenem Gemüse, Baked Beans – also richtig deftig. Aber man verbraucht ja auch viel Energie beim Tauchen. Währenddessen wechselt das Boot den Tauchplatz. Und schon heißt es wieder Dive Time!
So sieht ein Briefing aus mit Aufbau des Tauchspots, Platzierung des Bootes (SOF), Tauchtiefen, Strömungsrichtung und -stärke. Und die Bilder zeigen, was man hier so finden kann.
Wir sind jetzt am Cod Hole. Hier gibt es riesige Potato Cods (Riesen-Zackenbarsch), die uns bereits unter dem Boot erwarten. Der Fisch ist ca. 1,50m lang und sehr friedlich. Michelle sagt, sie haben was von Hunden und hat einen davon so abgerichtet, dass sie ihn im nächsten Dive füttert und so ein Foto mit jedem von uns arrangiert.
Aber hier gibt es auch viele graue Riffhaie, Barrakudas, Pfeifenfische, die so lang und dünn sind wie eine Flöte und vor allem viele kleine Höhlen und Nischen, die man auskundschaften kann. Plötzlich schwimmen zwei riesige Muränen zwischen uns durch. Das ist ein sehr ungewöhnliches Verhalten, denn sie bleiben tagsüber normalerweise in ihren Höhlen und man sieht nur ihren gefährlich aussehenden Kopf. Dieser Tauchplatz ist damit für mich der bisher tollste.

Zum Mittagessen macht der Kapitän dann eine Ansage: Gegen Mitternacht ist die Klimaanlage ausgefallen. Dadurch wurde es in den Kabinen unter Deck sehr unangenehm. Sie können es hier nicht reparieren. Deshalb werden wir den 3. Dive kurz nach dem Mittagessen machen, der 4. Dive fällt aus und wir werden dann den ganzen Weg zurück nach Cairns fahren. Gegen Mitternacht werden wir da sein, dann wird die Anlage repariert. Sie gehen davon aus, dass wir alle auf dem Boot bleiben können und die Reparatur schnell geht.
Einige von uns haben nur eine 4-Tagestour gebucht und wären von Lizard Island mit dem Flugzeug zurückgeflogen worden – absolut sehenswert! Das fällt flach. Auch Lizard Island fällt flach. Ob wir danach bis zum Osprey Reef in der Coral Sea fahren wie geplant ist noch nicht klar. Das ist ein Riff, das unter Wasser 2000m nach unten abfällt und damit ein ganz außergewöhnliches Taucherlebnis. Meistens taucht man am Sandboden entlang. Die endlose Tiefe unter sich ist ein Thrill und es ist eine Herausforderung, die richtige Tauchtiefe beizubehalten. Es wäre wirklich extrem schade, wenn das nicht klappt. Zumal für diejenigen, die nur die zweite Hälfte des Trips gebucht haben und dieses Dive-Site der Hauptgrund für die Buchung gewesen sein dürfte. Aber shit happens. Wir tragen es erstmal alle mit Fassung, ziehen den zweiten Dive mit Fütterung der Cods durch und trinken dafür zur Abwechslung ein schönes Bier, während sich das Boot auf den langen Weg zurück nach Cairns macht.
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